PNG: Leben in zwei Welten
PNG ist das Autokennzeichen von Papua-Neuguinea, einem geheimnisvollen Land in der Südsee nördlich von Australien. Einerseits leben da bunte Menschen im schattigen Dschungel. Andererseits gibt es da aber auch die moderne Zivilisation. Als ich gefragt wurde, ob ich mir denn das zutraue, dort selbständig zu arbeiten und mich zu organisieren, war meine Antwort ein klares JA, denn ich konnte davon ausgehen, dass ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren konnte und mir sogenannte einfache Alltagsarbeiten, an denen ich manchmal verzweifeln kann, weitestgehend abgenommen werden. Und so landete ich binnen kurzer Zeit in Port Moresby, wo ich mich dann schnell eingelebt hatte. Was mich dort erwartete, wußte ich allenfalls diffus. Es sollte eine wunderbare menschliche Erfahrung werden.
In Port Moresby gab es einen modernen Computer-Laden. Daltron hieß er. An seinem Eingangsportal konnte der Besucher ein Kunstwerk bestaunen: Es zeigt einen großen, tiefblauen Fluß, der zwei Welten voneinander trennt: In der einen Welt die traditionell lebenden Menschen des Dschungels mit ihrem bunten Schmuck aus Paradiesvogelfedern, in der anderen Welt die Menschen, die sich der modernen westlichen Zivilisation angepaßt haben und in modernen EDV-gestützten Büros ihrer Arbeit nachgehen. Meine Aufgabe war u.a., eine weitere Brücke über diesen Fluß zu bauen.
zum Foto: Wenige Tage nach meiner Ankunft in Papua-Neuguinea wurden Stammestänze anläßlich des Hiri Moale Festivals am Strand von Port Moresby aufgeführt.
Im Auftrag einer Bundesbehörde, im Rahmen der technischen Zusammenarbeit, beriet ich einheimisches Personal des Bergbau- und Energieministeriums (Department of Mining and Petroleum, Geological Survey of PNG) bei der Auswertung wissenschaftlicher Daten mit Hilfe der vorhandenen Software-Tools. Der Schwerpunkt lag auf dem Processing, der Auswertung und der Interpretation sogenannter Potentialfelddaten (Schwerkraft- und magnetische Messungen). Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Öl, Gas, Gold und Kupfer. Diese möglichst billig zu finden, dafür sind die trainierten Arbeiten notwendig.
Vor Ort waren zwar Geographische Informationssysteme im Einsatz, aber was man aus den gespeicherten Daten wie an Information rausholen kann, und wie man die Daten dafür am geschicktesten ablegt, davon wenig bis gar keine Ahnung vorhanden. Hier fand ich also meine Aufgaben. Und so trainierte ich die Kollegen im Umgang mit den geographischen Informationssystemen und erläuterte ihnen die Query-Philisophie mittels SQL.
Jedes System hat seine Vorzüge und Nachteile. Daher hielt ich es für angebracht, den Leuten zu zeigen, wie man Daten von einem System ins andere bekommt. Das Programmieren von Schnittstellen mit möglichst wenig Informationsverlust wurde zu einem weiteren Thema.
Foto: traditionelles Musikinstrument
Foto: Ankunft der legendären Lagatois beim Hiri Moale Festival. Es handelt sich um die traditionellen Segelschiffe, die seit Jahrhunderten auf den Gewässern der Korallensee verkehrten.
Dieser berufliche Auftrag war spannend genug, um den Aufenthalt zu einem großen Erfolg für mich zu machen. Ich nutze jedoch die Chance, Kontakte zu den Kollegen zu intensivieren. So ergab sich die Möglichkeit, die Dschungeldörfer kennenzulernen, in denen diese Leute groß geworden sind. Hierin bestand die eigentliche Faszination des Aufenthaltes: da sind Menschen, die auf einer steinzeitlich anmutenden Stufe in ihren Dörfern aufgewachsen sind und die im selben Leben moderne EDV-Anlagen bedienen. Was muß in den Köpfen dieser Menschen vorgehen. In Deutschland meutern die Politiker und die Leute schon über irgendwelche Reformen. Wie haben die Leute es erlebt, eine Entwicklung, die in Europa 2000 Jahre gedauert hat, in einem einzigen Menschenleben zu verkraften.
Ich mußte erkennen, daß eine erfolgreiche Beratung in diesem Land nur genau dann zum Erfolg führen kann, wenn dem Berater die Bedeutung dieses Bildes klar geworden ist! Leider ist das bei den wenigsten der Fall gewesen. Sie versuchten, die Länge einer Straße mit dem Lineal zu messen....... Aber dazu möchte ich an dieser Stelle nichts weiter sagen.
Foto: In Papua-Neuguinea findet man noch heute den klassischen Einbaum vor der Kulisse feuerspeiender Berge. Weite Teile des Landes waren einst die deutsche Kolonie Kaiser-Wilhelms-Land. Reste aus dieser Zeit sind im ganzen Land noch zu finden. Dazu gehören insbesondere die von den Deutschen gebauten Straßen.